Ämterhäufung | CV

Im Rahmen der GEMA Mitgliederversammlung 2018 bin ich als Vertreter der Komponistenkurie in den Aufsichtsrat gewählt worden. Inwieweit das Amt vergnügungssteuerpflichtig ist, wird herauszufinden sein – aber jetzt freue ich mich erstmal auf die Aufgabe und die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen.
Erster Ertrag für mich: ein neues Pressefoto, das der GEMA-Fotograf Sebastian Linder gemacht hat.

Vielleicht der passende Moment, um meine aktuellen politischen Ämter anzuzeigen. Transparenz, und so. Voilà:

MATTHIAS HORNSCHUH (Mai 2018)

Matthias Hornschuh lebt und arbeitet als Komponist für Film, TV und Radio in Köln.

Er komponiert für Medien- und Theaterproduktionen, stattet Freizeitparks mit Musik aus, schreibt und produziert Songs und befasst sich als Autor, Regisseur und freier Produzent mit Akustischer Kunst, Fußballbewegungsforschung und Projekten der Kulturvermittlung.
Der studierte Musiker (Violine) und Musikwissenschaftler unterrichtet regelmäßig an verschiedenen Hochschulen und lotet mit seinen Essays den Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Praxis aus.

* Gründer und Vorsitzender des Berufsverbands mediamusic e.V. (2004),
* Mitbegründer und Programmleiter SoundTrack_Cologne (2004 bis Januar 2018),
* Vorstandsmitglied Kulturrat NRW,
* stv. Präsidiumsmitglied Landesmusikrat NRW,
* stv. Leiter der AG „Musik in Beruf und Medien“ im Landesmusikrat NRW,
* stv. Mitglied der Landesmedienkommssion NRW,
* 2010 bis 2015 Jurymitglied Deutscher Hörbuchpreis,
* Mitglied im Fachausschuss Urheberrecht des Deutschen Kulturrats,
* Delegierter in der Initiative Urheberrecht,
* Mitglied CREATIVE.Board (Beirat Creative.NRW).
* Seit Mai 2018 Mitglied des GEMA-Aufsichtsrats als Vertreter der Komponisten. 

* Intensive Tätigkeit als Moderator, Kurator, Speaker, Dozent und Impulsgeber auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene. 
* Filme und Hörspiele mit Hornschuh-Musik waren auf fast allen großen internationalen Festivals zu hören und haben rund 100 Auszeichnungen erhalten.
* Träger des Europäischen Förderpreises der GEMA Stiftung, AKM, Fondation SUISA und SACEM 2004, gemeinsam mit Andreas Hanten (geb. Hornschuh).

Referenzen 
Film & TV (Auswahl): KLOSTERKÜCHE (D 2018), LISA SCHWIMMT SICH FREI (D 2015), DIE STAATSAFFÄRE (D 2014), THE ROAD TO ALEPPO (D/SY 2014), IRONCLAD: BATTLE FOR BLOOD (USA/GB/D 2013), ABSEITSFALLE (D 2012), KOMEDA: A SOUNDTRACK FOR A LIFE (D/PL 2009), JEDEM DAS SEINE (D 2009), STOLPERSTEIN (D 2008), DELIVERY (D 2005)

Radio (Auswahl): Das Buch der Verwandlungen: Theseus und der Minotaurus (Hörspielmusik 2015), Soundtracks der Seelenschäden: Klänge aus der Traum(a)fabrik (Radiofeature 2013), Mokoena Moving (Hörstück 2010), Wie man unsterblich wird (Hörspielmusik 2009), RadioTatort: Verhandlungssache (Hörspielmusik 2007), RadioTatort: Der Emir (2007), Bielefeld.Jahnplatz (Hörstück 2006)

Diverse (Bild-)Tonträgerveröffentlichungen als Komponist und Musiker.

Alles neu. Oder: Umbruch ist immer.

März 2018. Hinter mir liegt eine Zeit voller Höhen und tiefster Tiefen.

Als ich im Frühjahr 2015 entschied, ein Sabbatjahr vom Komponieren zu nehmen, um mich mit voller Kraft der Politik und dem Erkenntnisgewinn widmen zu können, ahnte ich nicht, dass daraus zweieinhalb Jahre werden sollten. Sabbat, nicht Politik.

Von meiner Auszeit habe ich verschiedentlich berichtet, vor allem in Form von Vorträgen und Keynotes: Ich habe mich dem Digitalen gewidmet, in allen seinen Facetten. Informationelle Selbstbestimmung, Datenschutz & Datenautonomie, Medienregulierung, Kartellrecht, Plattformhaftung, Fake News & Hate Speech und, natürlich, Kultur und Urheberrecht. Ich habe für ecce eine qualitative Studie über die Folgen der Digitalisierung für die Kulturschaffenden geschrieben, habe Bundesjustizminister Heiko Maas auf der

Urheberkonferenz 2015
MH @ Urheberkonferenz 2015, foto: Initiative Urheberrecht

Urheberkonferenz 2015 erklärt, wovon musikalische Urheber leben (von Lizenzen und Nutzungsvergütungen und mithin von der GEMA und nicht etwa „vom Komponieren“), habe unterrichtet, getalked und moderiert  – in Brüssel, Krakau, Cannes, Berlin und Köln und sonstwo. 
Und ich bin gereist; Frankreich, Polen, Belgien, Niederlande, Schottland & UK, New York und vieles mehr lag auf dem Weg.

Als ich im Herbst 2016 nach einer letzten Reise wieder in mein altes Leben zurückkehren wollte, war das plötzlich verschwunden. 
Ich will und werde das an dieser Stelle nicht vertiefen, nur so viel: Bei meiner Frau wurde Leukämie diagnostiziert und ich habe mich, mit allem, was mir zur Verfügung stand, mit ihr in den Kampf gegen diese unbegreifliche Krankheit geworfen. Den Kampf haben wir verloren; seit November 2017 bin ich Witwer.

Ich muss nun, wohl oder übel, mein Leben neu strukturieren, teils gar neu (er)finden. Das betrifft notwendigerweise auch meinen Beruf, bzw. meine vielen Berufe … Ich bin froh und sehr dankbar, das Jahr mit zwei Kompositionsprojekten zu beginnen, einem fürs NDR Fernsehen und einem für den WDR Hörfunk. Dazu später mehr.
Zugleich habe ich meine Studioräume in der Dasselstr. gekündigt und bin dabei, meine gesamte Arbeitsumgebung in meine Wohnung zu verlegen (Foto). Falls also jemand Räume in Köln sucht …
Halbwichtiges wie eine neue Website muss warten. Das hier ist immerhin ein Versuch sichtbar zu bleiben.

STC-Programmleitung 2016
STC-Programmleitung im Sommer 2016

Im Januar bin ich nach fast 15 Jahren bei SoundTrack_Cologne ausgestiegen. Das ist der Schlusspunkt einer längeren Entwicklung und keineswegs (m)einer akuten Krise geschuldet. Ich werde aber selbstverständlich auch weiter politisch aktiv sein; ich kann ja gar nicht anders. Sehr gerne lasse ich mich für Werkstattgespräche oder Podiumsdiskussionen als Moderator einladen. Auch in der Hinsicht gibt es bereits einige attraktive Aussichten auf das Jahr, das längst kein Neues mehr ist.

Soviel für den Moment. 
Eines möchte ich abschließend nicht versäumen zu sagen: Ich habe im vergangenen Jahr, unter denkbar schlimmen Bedingungen, so viel Gutes erlebt, Loyalität und Freundschaft von so vielen, durchaus auch unerwarteten Seiten erfahren, dass ich schlicht und ergreifend zutiefst dankbar und wahnsinnig berührt bin.
Ich weiß schon, warum ich mich seit langem mit soviel Energie für die Menschen einsetze: Sie sind es wert!

Lasst Euch helfen, wenn Ihr’s braucht, helft anderen, wenn Ihr könnt und, nicht zuletzt, werdet Organspender und lasst Euch typisieren! Es sind ganz kleine Entscheidungen, die Großes bewirken können.

Persönliche Filmmusik-Highlights 2017

Neben dem unglaublich unterhaltsamen Werkstattgespräch mit dem verdammt klugen SHERLOCK-Komponisten Michael Price (SoundTrack_Cologne 14) habe ich im Jahr 2017 eine Reihe persönlicher weiterer Filmmusik-Highlights erlebt.

Michael Price & MH @ STC14, Foto: Stephanie Englert / SoundTrack_Cologne
Michael Price & MH @ STC14, Foto: Stephanie Englert / SoundTrack_Cologne

 

 

Dazu gehörte nicht zuletzt ein langes und intensives Gespräch mit einem Kollegen, dem ich mittlerweile seit gut zehn Jahren freundschaftlich verbunden bin: Oscarpreiträger Jan AP Kaczmarek (FINDING NEVERLAND). Auf dem Braunschweig International Film Festival BIFF gestalteten wir zusammen mit den hervorragenden Musikern des Staatsorchesters Braunschweig einen inspirierenden Abend. Einmal erwies sich Jan als Künstler im Sinne des Wortes, der alles Reden vom Filmkomponisten-als-Dienstleister-oder-allenfalls-„Kunsthandwerker“ Lügen straft, der sich in besonderer Weise mit seinen Projekten identifiziert und von einer großen Leidenschaft für Film(musik)dramaturgie und von einem tiefen Humanismus getrieben ist.

Don Davis & Jan AP Kaczmarek @ BIFF 2017

 

Ein Traum ging schließlich für mich in Erfüllung, als ich auf demselben Festival die Master Class mit Don Davis, dem Komponisten der MATRIX-Trilogie leiten durfte – einen Tag nach der Live-Aufführung seines Scores zum Film. Was soll ich sagen: Es war augen- und ohrenöffnend und der Meister erwies sich als freundlicher und aufgeschlossener Zeitgenosse und als sehr kritischer Geist. Und ich bin jetzt im Besitz einer signierten Partitur eines meiner absoluten All-Time-Favorite-Scores.

Robert Kraft
Robert Kraft, foto: Stephanie Englert / SoundTrack_Cologne

 

 

 

Ganz sicher nicht vergessen werde ich die Begegnungen mit großen & großartigen Persönlichkeiten wie dem Hollywood-Filmmusik-Urgestein Robert Kraft (was für eine kluger, entspannter Mensch!) oder dem legendären Bruce Broughton, einem ebenso lebensklugen wie tiefenentspannten Gentleman.

Bruce Broughton @ STC 14, foto: Stephanie Englert / SoundTrack_Cologne
Bruce Broughton @ STC 14, foto: Stephanie Englert / SoundTrack_Cologne

 

„Nouvelle Vague Polonaise“ auf Polnisch erschienen

Vor ein paar Tagen lag – nach Jahren des Wartens doch etwas unerwartet – die polnische Übersetzung des Komeda-Bandes von Alexandra Wach (HG) mit meinem Komeda-Essay im Briefkasten.

 

Eine Herzensangelegenheit. Schön, dass das Projekt einen guten Abschluss findet.

Nur schade, dass ich meinen eigenen Text nicht mehr verstehe …

Interview zum Tod von Jóhann Jóhannsson

Mit dem Deutschlandfunk habe ich über den viel zu frühen Tod des großartigen isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson gesprochen. Ich war mit Jóhann in der Jury bei Jan AP Kaczmareks TRANSATLANTYK FESTIVAL und hatte das Glück, seinen unfassbaren SICARIO-Score 2017 beim Film Music Festival Krakau live zu hören. Ein tragischer Verlust – menschlich und professionell.  

Auf dem Foto (privat), von links nach rechts: Ray Costa, Jóhann Jóhannsson, MH & DZ, John Ottman, Tim Burden, Michael Price

http://www.ardmediathek.de/radio/Kultur-heute-Beitr%C3%A4ge/Zum-Tod-des-Filmkomponisten-Johann-Johan/Deutschlandfunk/Audio-Podcast?bcastId=21554344&documentId=49933314

Essay: Krzysztof Komeda – Der coole Melancholiker

Vor wenigen Wochen erschien ein spannender Sammelband im Schüren-Verlag: „NouvelleVaguePolonaise_CoverNOUVELLE VAGUE POLONAISE? Auf der Suche nach einem flüchtigen Phänomen der Filmgeschichte.“ von Margarete Wach (Hg.).

Mein Esssay „Der coole Melancholiker“ schließt den Band ab; es handelt von Krzysztof Komeda, dem großen, zentralen Komponisten des polnischen Films der 50er und 60er Jahre. Ein Text, der mir sehr am Herzen liegt, über einen Künstler, der mir in mehr als einer Hinsicht sehr nahe ist.

2008 habe ich – gemeinsam mit meinem Bruder Andreas – die Musik zu zwei Projekten geschrieben und produziert, die sich eingehend mit Person und Werk Komedas befasst haben und international für Aufmerksamkeit sorgten:
TEDDYBEAR AND LULLABY – DAS LEBEN UND STERBEN VON HLASKO UND KOMEDA, ein Radiofeature von Claudia Buthenhoff-Duffy (SWR, 2008)Komeda-Film
KOMEDA – A SOUNDTRACK FOR A LIFE, ein Filmessay von Claudia Buthenhoff-Duffy (D/PL 2010).

Eine erste Rezension: http://www.hhprinzler.de/2015/12/nouvelle-vague-polonaise/

WDR5-Interview: Bond-Songs – Filmmusik mit der Lizenz zum Töten

Mit Jessica Düster und Uwe Mies habe ich für WDR5 über BOND-Songs gesprochen und dabei besonders Sam Smiths Spectre-Titelsong unter die Lupe genommen.
Hat Spaß gemacht.

Noch ist der Beitrag nachzuhören.

Hörspielmusik „Theseus und der Minotaurus“ (WDR 2015)

Mitte Dezember (2015) traf sich eine illustre Runde von Hörspielmachern der verschiedensten Gewerke in den heiligen Hallen des WDR Hörspiels. Gemeinsam wurden die 5 Kinderhörspiele abgehört, die der fantastische Hörspielautor Karlheinz Koinegg (WIE MAN UNSTERBLICH WIRD) aus alten Ovid-Stoffen entwickelt hat: Theseus, Daedalus, Orpheus & Eurydike usw.
5 Hörspiele in 5 verschiedenen Besetzungen: ein großer Zusammenhang, ein fantastisches und mutiges Projekt der WDR-Dramaturgin Ulla Illerhaus.

Ich habe die Musik zum 2. Teil „Das Buch der Verwandlungen. Buch 2: Theseus und der Minotaurus“ geschrieben (Regie Thomas Werner).

Alle 5 Teile kommen im Frühjahr 2016 als CD-Box auf den Markt.
Ich werde darauf noch einmal hinweisen.

„Kultur“ vs. „Netz“?

forum d'avignon 2013Deutungshoheit und Agenda Setting bei der Auseinandersetzung um die Spielregeln für den Digitalen Raum sind schwer umkämpft. Kultur und Kulturschaffende werden immer wieder an den diskursiven Katzentisch verbannt. Das Machbare bestimmt das Zulässige, technische Grenzen determinieren die Grenzen der Diskussion.

Dabei sind Kultur und Netz keine Gegensätze.

Es wäre an der Zeit, dass Kultur anerkannt wird als ein Wirkungs- und Geltungsraum, der ebensowenig „analog“ oder „kohlenstofflich“ ist wie „digital“ oder „immateriell“. Kultur unterliegt gesellschaftlichen Prozessen und überlagert diese, seien sie nun analog oder digital. Die Kulturwissenschaft beschreibt „Kultur“ als den von Menschen gemachten Teil der Umwelt. Wäre demnach nicht das Netz Teil der Kultur? Zeit für einen Paradigmenwechsel!

Matthias Hornschuh zur Bedeutung von Kultur, 2013
http://www.labkultur.tv/blog/kultur-ist-der-schluessel-forum-davignon-ruhr-interview-mit-matthias-hornschuh

Musikvollzugsbeamter?

Matthias Hornschuh (foto: Hornschuh)
Matthias Hornschuh (foto: Hornschuh)

Anfang der 90er entschied ich mich, den Berufswunsch Orchestermusiker aufzugeben. Mir wurde klar: Dafür liebte ich sowohl die Musik als auch meine Freiheit zu sehr; ich war nicht geschaffen für ein Leben als Musikvollzugsbeamter.

Bereits während der Schule hatte ich mit der Geige die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Detmold gemacht und ein Jungstudium aufgenommen. Nach dem Abbruch des Studiums arbeitete ich an einer Karriere als Rockstar. Für Bielefelder Verhältnisse haute das sogar einigermaßen hin … Doch bereits in Hannover oder Köln endete der Weltruhm, und irgendwann ertappte ich mich dabei, als Hired Gun in einer Metal-Band Songs Anderer zu spielen und Musik nach Dienstplan zu machen …

Heute bin ich Komponist, Musiker & Musikproduzent, Musikwissenschaftler, Moderator, Funktionär und Aktivist und vermutlich noch manches mehr. Und ich fühle mich sauwohl: Ich habe die künstlerische Freiheit und inhaltliche Offenheit gefunden, die ich immer gesucht habe – und darf meinen Kopf benutzen, wenn mir danach ist.

Die Liebe zur Musik ist ungebrochen. Deswegen kämpfe ich politisch für die Möglichkeit, auch in Zukunft Musik machen zu können. Bis heute ist das Orchester mein liebstes Instrument.