Auf ein Neues.

Uff. Ein Jahr ohne einen einzigen Eintrag auf der Website; das hat es bei mir seit rund 20 Jahren nicht gegeben.
Der Grund ist nicht, dass es nichts zu berichten gegeben hätte, ganz im Gegenteil. Das Jahr 2021 war so unfassbar voll von Arbeit, dass ich fast besinnungslos hindurchgerast bin. Am letzten Tag des Jahres muss ich rückblickend sagen: kein Wunder, dass irgendwas auf der Strecke blieb. 

Was alles geschehen ist:
Musik schreiben und produzieren, unter anderem erstmals fürs Großstadtrevier und erstmals einen Song für jemand anderen. In den kommenden Monaten stehen einige Veröffentlichungen an, auf Tonträger, im TV und im Radio.

Unterrichten, unter digitalen Bedingungen, an verschiedenen Hochschulen bundesweit. Nach wie vor ein Arbeitsfeld, das für mich außerordentlich befriedigend und zugleich wenig lukrativ ist.

Politik: Allein die Begleitung der Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie in nationales Recht, welche fristgerecht zum 7.6.2021 erfolgte, hat mich Monate gekostet. Ich habe mit Ministerien, mit parlamentarischen Ausschüssen, mit Abgeordneten und ihren Büros, mit Verbänden und Unternehmen, in und mit Verwertungsgesellschaften gerungen. Natürlich in den seltensten Fällen alleine; so etwas ist Teamarbeit. Neben dem GEMA-Aufsichtsrat ist das wichtigste Team, mit dem ich mich fürs Urheberrecht einsetze, zweifellos die Initiative Urheberrecht, die ich seit Sommer dieses Jahres als „Sprecher der Kreativen“ vertrete.
Zur Politik gehört neben dem Urheberrecht, aber keinesfalls davon zu lösen, die existenzielle Situation, in die die Soloselbständigen und Freiberufler:innen spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie geraten sind. An vielen Stellen und mit vielen großartigen Verbündeten habe ich versucht, Verbesserungen anzuschieben. Der vielleicht wichtigste und profundeste Ausfluss dieser Bemühungen ist das Arbeitspapier der AG „Kulturakteur:innen zwischen Förderung, Markt und Sozialpolitik“, die ich für den Kulturrat NRW geleitet habe. 

2021 erschien der Sammelband #nichtgesellschaftsfähig von Sandra Strauß und Tommy Schwarwel, den ich im Hintergrund ein wenig unterstützt habe. Im nächsten Band werde ich mit einem Eassay vertreten sein, das zu schreiben mir sehr wichtig war: Ich berichte von der Leukämieerkrankung meiner Frau, von unserem gemeinsamen Kampf, ihrem Tod – und meinem Umgang damit. Mein Blick auf die Welt hat sich geschärft durch meine Erfahrungen; ich kann nicht nur Gutes berichten, doch das Gute überwiegt so klar und eindeutig, dass ich immer wieder feststelle, wie viel Kraft mir das schlichte Wissen um die Großartigkeit der Menschen in meinem Umfeld gibt.

Schreiben (und reden) hilft. Sei es Musik oder Texte – und auch von letzteren hat es manche gegeben im vergangenen Jahr, zum Beispiel ein Essay für das brandneue IU Mag der Initiative Urheberrecht. Vielleicht reiche ich die vollständige Liste demnächst noch nach; für die VG Wort muss ich sie ja eh zusammensuchen.

Dann war da ja noch diese Pandemie. Und die tiefe Verunsicherung, die große Teile der Kommunikation darüber und über den politischen, medizinischen und medialen Umgang damit prägt. Eine enorme Herausforderung für die Gesamtgesellschaft, möglicherweise auch für den Staat und unsere Staatsform. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, mich hinterfragt, mir vorwerfen lassen, ein Systemling zu sein und vieles mehr.
Aber, wie gesagt, ich stehe unglaublich auf Menschen. Ich habe einfach keine Anlage zum Zynismus und offenbar auch nicht zu dystopischem Wahn. Also werde ich einfach auch weiter versuchen, Ausgleich zu schaffen, Kommunikation aufrecht zu erhalten, Gedanken zu teilen und dabei möglichst orientierend zu agieren. Nicht, weil ich irgendeine Expertise in Wirrologie hätte, sondern weil ich fest daran glaube, dass wir nicht nicht miteinander kommunizieren können – und es insofern vielleicht einfach anständig tun sollten.

Das hier ist kein umfassender Bericht. Der Text war nicht einmal geplant, sondern floß spontan aus mir heraus. Vieles fehlt. Auch Wichtiges. Aber nicht alles davon gehört hier hin und manches ist im Hintergrund auch viel besser aufgehoben.


Soweit für den Moment, also.
Ich werde für den Rest des Tages wieder und weiter Musik machen. Was für ein Geschenk, einen Beruf zu haben, der einen dermaßen auszufüllen vermag. Der einem erlaubt, seine Gefühle und auch seine Sorgen aufzuräumen. Und der es ermöglicht, all das mit Anderen zu teilen.

Mehrfach habe ich heute bereits den Satz gelesen „Wir schaffen das!“ Das ist meine feste Überzeugung. Ich wünsche Euch allen ein frohes, gesundes, möglichst sorgenfreies Jahr 2022. Passt auf Euch und die andern auf. Bis bald.

Mini-Update: TV-Termin & Soundtrack-VÖ

Anfang Juni habe ich begonnen, einen längeren Text über Corona & Kultur zu schreiben, doch der ist irgendwo unterwegs auf der Strecke geblieben.  Mir hat es in den letzten Monaten ein bisschen die Sprache verschlagen, zumindest, was längere oder gar essayistische Texte angeht. Und auch aktuelle Meldungen sind durch Corona bedingt schlicht auf der Strecke geblieben. Dabei ist so wahnsinnig viel passiert, gab es so viel zu tun und so Viele zu retten …

Doch während ich die Musik zu einem neuen Dokumentarfilm schreibe und zwei fertige Filme mit meiner Musik Corona-bedingt immer noch ihrer Veröffentlichung harren, gibt es ein paar tagesaktuelle News.

TV-Premiere

Am 31. August um 22:25 ist auf 3Sat erstmals die 90-Minuten-Version von DIE WELTMEISTERINNEN zu sehen und hören. Dabei handelt es sich um die TV-Fassung der Kino-Doku DAS WUNDER VON TAIPEH (Regie John Seidler). Unter uns: Ich würde ausdrücklich empfehlen, sich stattdessen die DVD des Kinofilms zu bestellen, den VoD-Stream abzuwarten oder einfach demnächst in eines der besseren Programmkinos zu gehen, die den Film mit etwas Glück noch mal für die eine oder andere Woche wiederaufnehmen werden. 

Das lohnt sich.

Internationale Premiere

DAS WUNDER VON TAIPEH hat unterdessen die Reise um die Welt angetreten: Mitte August fand die internationale Premiere unter dem Titel THE MIRACLE OF TAIPEI / EL MILAGRO DE TAIPEI beim SANTIAGO FESTIVAL INTERNACIONAL DE CINE in Chile statt. 
Weitere Festivals stehen an.

OST-Release

Die Musik beider Filme befindet sich auf dem Soundtrack DAS WUNDER VON TAIPEH – Go Out And Play! Original Soundtrack by Matthias Hornschuh Den hat Filmemacher John Seidler auf Facebook kommentiert wie folgt:

„Can’t say how much I love the soundtrack to our movie DAS WUNDER VON TAIPEH / THE MIRACLE OF TAIPEI / EL MILAGRO DE TAIPEI which was released recently. And how much I respect the composer Matthias Hornschuh. No matter what temperature – go out and play! Der Soundtrack zum Film DAS WUNDER VON TAIPEH. Danke für eine glückliche Zusammenarbeit lieber Matthias! Ich bin glücklich, dass es diesen Soundtrack jetzt in perfekt gemasteter Fassung gibt!“

Was soll ich sagen: Danke, John; es war mir ein Fest!
Mein Dank gebührt übrigens auch Bob Humid fürs Mastering, Bernd Keul für seine Virtual Erhu-Impro, Christoph Zirngibl an den Drums des Titeltracks und Andreas Weidinger, der das Drumset aufgenommen hat.

Den Soundtrack findet Ihr überall, wo es Musik als Stream oder Download gibt, beispielsweise hier: Deezer / Apple Music / YouTube usw.